KDE 6 und Touchscreens
Vor einigen Wochen habe ich für Reisen ein gebrauchtes Thinkpad X1 Tablet Gen3 gekauft. Es war günstig, ist leicht und bekommt in ein paar Tagen erstmal einen neuen Akku spendiert. Der Hauptgrund für den Kauf war allerdings das Feature, dass die Tastatur abnehmbar ist. So kann ich ‘Arch Linux’ auf einem Tablet nutzen, ohne mich mit postmarketOS oder Android-Custom-ROMs rumschlagen zu müssen. Dieser Blogpost entstand dennoch mithilfe der sehr guten Hardware-Tastatur.
Hier gibt es eine schöne Übersicht über die Unterstützung von Tablet-PCs unter Arch. Ich hatte vorher wenig mit Toucheingaben unter Linux zu tun und war zu Beginn etwas überfordert. KDE kommt ab Werk mit teilweiser Unterstützung für Dinge, wie z.B. eine Bildschirmtastatur oder einem Touch-Modus.
Was mich tatsächlich lange beschäftigt hat und was auch der Grund für diesen Blogpost ist: Barrierefreiheit unter Linux ist mehr so meh. Und vielleicht kann ich Menschen hiermit ein paar Infos mitgeben, damit sie weniger Probleme damit haben, als ich das hatte. Generell gilt Gnome als barriereärmer, aber ich mag KDE.
Bildschirmdrehung
Unter Arch reichte für mich die Installation von iio-sensor-proxy
, um automatische Bilschirmdrehung im Tabletbetrieb zu erlangen.
Die Bildschirmtastatur
Ich habe verschiedene Onscreen-Tastaturen unter KDE ausprobiert und mich schließlich für maliit entschieden. maliit bietet fast alles, was ich bei einer Bildschirmtastatur brauche, abgesehen von einer GUI für die Einstellungen, ein paar Tasten und guter Dokumentation. Eigentlich wurde maliit für Mobiltelefone entwickelt und die offenen Issues auf Github legen nahe, dass gerade nicht besonders aktiv an dem Projekt gearbeitet wird.
Schwierig ist auch eine Anpasssung des Designs der Tastatur. Während das Anpassen des Layouts mit dem dconf-Editor vergleichsweise einfach ist, haben Einstellungen zum Design dort keinerlei Folgen und werden ignoriert. Hier ist es nötig, dass unter /etc/environment
eine Variable gesetzt wird: Nach dem Einfügen von QT_QUICK_CONTROLS_STYLE=org.kde.desktop
in diese Datei lenkt das Farbschema der Tastatur zu den KDE-Einstellungen um. Damit ist z.B. ein dunkeles Design nutzbar. Ab Werk benutzt maliit keine besonders sinnvollen Defaults für einen Tablet-PC, was die Höhe und Breite der Tasten angeht. Hier bedarf es einigen Probierens beim Bearbeiten von /usr/share/maliit/keyboard2/devices/default.json
. Ich fahre z.B. ganz gut mit "keyboardHeightPortrait": 0.20
und "keyboardHeightLandscape": 0.25
. So ist die Tastatur kaum im Weg.
Eine weitere Schwierigkeit bei der Nutzung von maliit ist auch, dass sich Touchgesten hinter einem langen Druck auf die Leertaste verbergen. So können Cursor- und Auswahlfunktionen genutzt werden. Ich habe diese Funktion durch Zufall nach einigen Tagen Nutzung gefunden.
Leider sind meine Codingskills zu überschaubar, als dass ich bei einer Verbesserung der Tastatur mithelfen könnte. Dass KDE nicht von sich aus mit einer guten Bildschirmtastatur ausgerollt wird, betrachte ich als großes Manko. Für mich ist es eine Komfortfrage und eigentlich nicht besonders dringend, für andere Menschen entscheidet diese Hürde über eine Benutzbarkeit des Rechners. Die Probleme sind bekannt, landen aber bei internen Rankings der Dringlichkeit eher weiter hinten.